|
Druck-Version Buchbesprechung Ulrich Kutschera (2015): Evolutionsbiologie4. Auflage, utb, Stuttgart. 382 Seiten. ISBN: 978-3825286231, Preis: 34,99 €Kutscheras Werk ist für ein breites Auditorium geschrieben und thematisch weit gefächert. Thematische Lücken in dem recht umfassenden Themengebiet "Evolution" sind kaum zu konstatieren. Vielleicht hätte die Theorie des "Egoistischen Gens" ausführlicher beschrieben werden können, auch die Systemtheorie hätte Erwähnung verdient. Dass dabei etliche Richtungen wie die "Frankfurter Theorie" oder "Gaia" nicht behandelt werden, ist nachvollziehbar; sie tragen zum Verständnis des Evolutionsprozesses wenig bis nichts bei. Inhaltlich ist der Text weitgehend verständlich. Nur an einigen Stellen wird derart knapp formuliert, dass ein unbedarfter Leser Probleme bekommen könnte, den Ausführungen zu folgen (S. 207: "plesiomorph" und "apomorph" wird reichlich kurz abgehandelt). Der Autor versucht gleich einen "dreifachen Rundumschlag": (a) das Buch ist für interessierte Laien sowie für Studenten im Grundstudium geschrieben, (b) es handelt nicht nur die heutige Evolutionstheorie, sondern auch deren Geschichte ab, (c) es befasst sich nicht nur mit (Evolutions-) Wissenschaften, sondern setzt sich auch mit pseudowissenschaftlicher (kreationistischer) Evolutionsleugnung auseinander, wobei der Autor hier erfreulicherweise auf Polemik weitestgehend verzichtet. Für eine derartige thematische Breite ist das Werk außerordentlich gut gelungen. Der (unvermeidbare) Preis dafür ist, dass bei hinreichendem Eifer praktisch jeder Abschnitt angegriffen werden könnte, weil im ganzen Buch, notwendigerweise und auf eine für Lehrbücher übliche Art, vereinfacht und schematisiert wird. Somit kann man - die dafür notwendige Ignoranz gegenüber der didaktischen Form des Buchs vorausgesetzt - quer durchs Buch diverse "Fehler und Ungenauigkeiten" finden - und wir sind sicher, dass genau dies von kreationistischer Seite aus geschehen wird. Wenn man einen generellen Kritikpunkt formulieren müsste, dann wohl diesen: Im letzten Kapitel (Epilog: christlicher Glaube und Ethik) entfernt sich Kutschera recht weit von seiner Expertise und handelt einen komplizierten Themenkomplex relativ oberflächlich ab. Es wäre wünschenswert, wenn er in der nächsten Ausgabe dieses Kapitel zugunsten wissenschaftlicher Themen sowie einer gründlicheren Analyse kreationistischer Behauptungen streichen würde. Schön wäre auch, wenn der Verlag sich erbarmen und überall dort, wo es sinnvoll ist, Farbabbildungen spendieren würde. Ferner wäre begrüßenswert, wenn der Verlag den Satz so gestalten würde, dass die Abbildungen auch immer dort stehen, wo im Text auf sie verwiesen wird. Fazit: Das Werk ist trotz kleiner Einschränkungen wirklich gut gelungen und sicherlich für eine breite Leserschaft empfehlenswert! Autoren: Andreas Beyer & Martin Neukamm |