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Zusammenfassung



Buchbesprechung

Drossel, Junker & Scherer (2024) Schöpfung und Evolution?

Drei Wissenschaftler. Drei Positionen. Eine Debatte.

Drossel: 'Evolution und Schöpfung?'

In dem Buch diskutieren drei Autoren verschiedene Interpretationen von "Schöpfung" und die Frage, ob Evolution und Schöpfung, Bibel und wissenschaftliche Erkenntnisse miteinander vereinbar sind. Lässt sich Schöpfung als Evolution denken oder ist die Bibel wörtlich zu verstehen? Lässt sich die kreationistische Idee einer wenige tausend Jahre jungen Welt auf empirische Befunde stützen? Vor allem: Wie gut belegt ist die Historizität des Evolutionsgeschehens und kann eine "Makroevolution" natürlich ablaufen? Zum einen sagt die Diskussion Interessantes über die weltanschauliche Motivation der Autoren aus. Andererseits macht sich hinsichtlich der wissenschaftlichen Kompetenz von DROSSEL über SCHERER zu JUNKER ein deutliches Gefälle bemerkbar.

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Zur Besprechung [32 Seiten/5 Abb.]



Aus dem Inhalt

❍    Die Diskussion über das Alter der Erde

❍    Widersprüchliche Stammbäume: Ein Argument gegen Evolution?

❍    Keine eingeschachtelte Hierarchie von Merkmalen?

❍    Selektives Zitieren verfälscht das Bild

❍    Mechanismen, die Inkongruenzen erzeugen

❍    Fossilbefund, Stammbäume und "molekulare Uhren"

❍    Konvergenz: Design-Indiz oder Ausdruck kanalisierender Evolution?

❍    Ist Junk-DNA funktional?

❍    Teleologie: Evolvierten Vogelflügel zum Fliegen?

❍    Nichtreduzierbare Komplexität: Ein Design-Indiz?

❍    SCHERER und die Bakterienflagelle

❍    DAWKINS' Wiesel-Programm: Kumulative Selektion und Teleologie

❍    Das kreative Potenzial der Evolution

❍    War Eva ein Klon von Adam?

❍    Das Problem mit den Grundtypen



Zusammenfassung

Liest man die Passagen von JUNKER und SCHERER ohne biologisches und wissenschaftstheoretisches Vorwissen, gewinnt man den Eindruck, die Evolutionsbiologie stecke voller Anomalien und Ungereimtheiten, wogegen es sich bei dem Schluss auf Design um den Schluss auf die beste Erklärung handele. Beides ist nicht der Fall.

Die Autoren leiten den Leser in geschickter Weise zum Fehlurteil einer "verminderten Erklärungskraft" der Evolutionswissenschaften. Vor allem JUNKER gelingt dies dadurch, dass er wichtige Dinge einfach nicht sagt, sich an einem holzschnittartigen Evolutionsbild abarbeitet und Sachverhalte ignoriert, die nicht zu seiner Sicht passen.

Während SCHERER insgesamt vorsichtiger und differenzierter argumentiert, sind JUNKERS Passagen durch Desinformation und karikatureske Zuspitzungen eines Scientific Creationism gekennzeichnet. So gäbe es "systematische (!) Befunde, die auf ein Menschheitsalter von wenigen Tausend Jahren… hinweisen" (S. 303; Ausrufezeichen im Original). Makroevolution sei aus Sicht heute vorliegender naturwissenschaftlicher Daten "ausgesprochen unglaubwürdig" (S. 349). Ein "kreatives Potenzial von Evolution" sei "nicht erkennbar" (ebd.). Nichtreduzierbar komplexe Strukturen seien "Hürden, die durch Mutation und Selektion nicht genommen werden können" (S. 141) usw. Derlei Thesen lassen keine kompetente Evolutionskritik erkennen. Dass sein Bild einer kurzen Erdgeschichte mit einem Großteil des naturwissenschaftlichen Hintergrundwissens kollidiert, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.

Unter dem Strich vertritt DROSSEL den wissenschaftlichsten Standpunkt. Sie erkennt die überwältigenden Belege für die evolutive Stammesgeschichte, für eine alte Erde und für eine natürlich ablaufende Evolution. Leider begegnet sie abwegiger Kritik an der Evolutionstheorie oft nur oberflächlich. An einer Stelle verweist sie auf "Diskussionen in den USA" (S. 342), ohne ein konkretes Argument zu entfalten. So verschenkt sie Argumente, die für die Auseinandersetzung mit dem Kreationismus wertvoll sind.

Nehmen wir die bizarre These zum Beispiel, nichtreduzierbar komplexe Strukturen seien "Hürden, die durch Mutation und Selektion nicht genommen werden können". DROSSEL hätte ihre Widersacher mit einschlägigen Gegenbeispielen konfrontieren können. Angeboten hätten sich SCHERERs Rückzugsgefecht zur Bakterienflagelle und die Meinungsrevision zur Evolution der eukaryotischen Zelle. Sie hätte die Blutgerinnungskaskade, T-urf13 oder LENSKIs Langzeitexperiment anführen können. Auch der Verweis auf die so wichtige Arbeit von TROTTER et al. (2014) und auf eine Replik zum "Wartezeitproblem" (Anmerkung 256, S. 305) wären sehr nützlich gewesen. Dass sie diese Möglichkeiten nicht nutzte, ist bedauerlich. Ihre eigene Erwiderung (S. 344 ff.) ist subjektiv und gibt inhaltlich praktisch nichts her.

Spannend wäre ein weiterer Autor aus dem naturalistischen Lager gewesen. Erst dann hätte man von einer ausgewogenen Debatte sprechen können. Das durfte man freilich nicht erwarten, da alle drei Autoren sowie der Verlag, in dem das Buch erschien, ein christlich-apologetisches Interesse verfolgen. Wer glaubt, er könnte mithilfe dieses Buches naturalistischen Positionen adäquat entgegentreten (vgl. S. 347) oder gar vernünftig gegen Evolution argumentieren, der kann nur enttäuscht werden.

Autoren: Klaus Steiner & Martin Neukamm


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