Rezensionen
Bücher über Evolution ◾ Evolutionskritik ◾ Biophilosophie
❍ Bücher über Evolution
Alan Feduccia (2021)
Romancing the Birds and Dinosaurs. Forays in Postmodern Paleontology
Brown Walker Press. 1. Auflage
336 Seiten. Preis: 31,60 €
ISBN-13: 1599426064
„Das Buch… besteht es aus 23 Essays zum Stand der Dinosaurierforschung, so wie Feduccia sie sieht. … Feduccia’s Versuch, aktuelle Ansichten über die Welt des Mesozoikums zu diskreditieren, sorgte zusehends für Verdruss. Nicht zuletzt war ich genervt von der hartnäckigen Kampagne zur Verbreitung seiner Sicht, dass Wissenschaftler, die sich mit Dinosauriern beschäftigen, verzweifelte Selbstdarsteller und Größenwahnsinnige seien… Wie erwähnt sind seine rhetorischen Stilmittel des Whataboutismus, der Strohmann-Argumente und der Wiederholung von Falschbehauptungen allgegenwärtig und verwandeln RTBAD in ein frustrierendes, voreingenommenes und intellektuell problematisches Propagandastück.“ [➩ Buchbesprechung]
Rouven Marian Metternich (2021)
Panta Rhei. Eine Reise auf dem Fluss der Evolution
wbg Academic. 1. Auflage
360 Seiten. Preis: 48,- €
ISBN-13: 3534406273
„Metternich legt die molekulargenetischen Grundlagen der Evolution gründlich und eloquent dar. Sein Buch gestattet tiefe Einblicke in die evolutiven Ursprünge des genetischen Codes, der Translationsmaschinerie moderner Vielzeller und ihrer genomischen Ökosysteme wie Intronen, mi-RNAs u.a. genregulatorischer Elemente. Dass vor allem letztere die Tür zur biologischen Komplexität weit aufstoßen, indem sie der Evolution den Aufbau immer neuer und komplexerer genregulatorischer Netzwerke gestatten, erörtert der Autor anhand vieler faszinierender Beispiele.“ [➩ Buchbesprechung]
Robert Sapolsky (2021)
Gewalt und Mitgefühl. Die Biologie des menschlichen Verhaltens
Piper Taschenbuch. 4. Auflage
1024 Seiten. Preis: 24,- €
ISBN-13: 978-3492318365
„Sapolsky schreibt recht verständlich und an vielen Stellen witzig. Über einige Strecken ist es aber trotzdem etwas mühsam, weil die Wechselwirkungen zwischen all den verschiedenen Gehirnteilen nicht ganz einfach nachzuvollziehen sind. Je nachdem, wie vertraut der Leser mit den einzelnen Themen ist, werden manche Kapitel schneller, andere langsamer durchgelesen sein. Dieses Buch ist kein leichtes Urlaubsbuch zum ‚Mal-Nebenher-lesen‘. Es ist ein dicker Brocken Wissen, der es aber unbedingt wert ist, verschlungen zu werden.“ [➩ Buchbesprechung]
Andreas Wagner (2015)
Arrival of the Fittest. Wie das Neue in die Welt kommt
S. Fischer. 1. Auflage
416 Seiten. Preis: 24,99 €
ISBN-13: 978-3100024275
„Die in diesem Buch vorgestellten Ergebnisse sind so bedeutsam für das Verständnis der Evolutionsmechanismen, dass sie hoffentlich bald von anderen Wissenschaftlern verifiziert werden, um sie auf den Rang gesicherter wissenschaftlicher Tatsachen zu befördern und dass sie Anwendung in der Erforschung konkreter Evolutionsprozesse finden.“ [➩ Buchbesprechung]
Martin Neukamm (Hrsg., 2009)
Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus
Vandenhoeck & Ruprecht. 1. Auflage
400 Seiten. Preis: 75,- €
ISBN-13: 978-3525569412
„Auf ein solches Buch habe ich lange gewartet: Endlich ein Buch, in dem die Evolutionstheorie argumentativ dargelegt wird und typische Nachfragen, insbesondere kreationistische Einwände heute beantwortet werden.“ (Prof. Dr. G. Vollmer) [➩ Buchbesprechung]
Ulrich Kutschera (2009)
Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte
LIT. 1. Auflage
314 Seiten. Preis: 14,90 €
ISBN-13: 978-3423247078
„Ohne Frage verfolgt das Buch das wichtige Ziel, Interesse an der Evolutionsbiologie zu wicken, um ihr den Stellenwert in der Gesellschaft zu verschaffen, der ihr zukommen müsste. Leider ist zu befürchten, dass es aufgrund einiger Schwächen nicht den Erfolg haben wird, der dem Werk vor dem Hintergrund allgegenwärtiger kreationistischer Demagogie zu wünschen wäre.“ [➩ Buchbesprechung]
❍ Evolutionskritische Medien
B. Drossel, R. Junker & S. Scherer (2024)
SCM R. Brockhaus
400 Seiten. Preis: 28,- €
ISBN-13: 978-3-417-24183-9
„In dem Buch diskutieren drei Autoren verschiedene Interpretationen von ‚Schöpfung‘ und die Frage, ob Evolution und Schöpfung, Bibel und wissenschaftliche Erkenntnisse miteinander vereinbar sind. Lässt sich Schöpfung als Evolution denken oder ist die Bibel wörtlich zu verstehen? Lässt sich die kreationistische Idee einer wenige tausend Jahre jungen Welt auf empirische Befunde stützen? Vor allem: Wie gut belegt ist die Historizität des Evolutionsgeschehens und kann eine „Makroevolution“ natürlich ablaufen? Zum einen sagt die Diskussion manch Interessantes über die weltanschauliche Motivation der Autoren aus. Andererseits macht sich hinsichtlich der wissenschaftlichen Kompetenz von Drossel über Scherer zu Junker ein deutliches Gefälle bemerkbar..“ [➩ Buchbesprechung]
Michael Brandt (2021)
Vergessene Archäologie. Steinwerkzeuge fast so alt wie Dinosaurier
SCM Hänssler. 2. Auflage
525 Seiten. Preis: 44,90 €
ISBN-13: 978-3775160612
„Der Arzt Michael Brandt möchte mit diesem aufwändig gestalteten Fotoband beweisen, dass die sogenannten Eolithen tatsächlich Artefakte aus Menschenhand seien. Aus seiner Sicht stelle dies die Evolutionstheorie und die gewaltigen Zeiträume der Geologie infrage. In unserer Besprechung zur 1. Auflage weisen wir Brandts Argumentation anhand von Expertenwissen zurück. Kürzlich erschien eine Neuauflage.“ [➩ Buchbesprechung]
John Lennox (2023)
Wozu Glauben, wenn es Wissenschaft gibt?
SCM R. Brockhaus. 3. Auflage
160 Seiten. Preis: 17,- €
ISBN-13: 978-3417268928
„Auf 154 Seiten und in 10 Kapiteln versucht J. Lennox, seine Überzeugungen zu Glaube vs. Wissenschaft darzulegen, was jedoch inhaltlich aus Sicht der Rezensenten an vielen Punkten misslingt.“ [➩ Buchbesprechung]
Markus Widenmeyer (2023)
Moral ohne Gott? Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral
SCM Hänssler. 1. Auflage
168 Seiten. Preis: 14,95 €
ISBN-13: 978-3775161695
„Die große Schwäche dieses Buchs ist, dass es MW an keiner Stelle gelingt, den Kraftschluss zwischen der von ihm behaupteten Existenz ‚objektiver Moral‘ mit einer verantwortbaren Ethik herzustellen. Auf der einen Seite kann er nicht intersubjektiv nachvollziehbar begründen, warum die Gebote und Verbote der Bibel objektiv gültig sein sollen, die des Korans, der Buddhisten oder Jainisten aber nicht…. Auf der anderen Seite impliziert das Fehlen objektiver Werte weder ethische Willkür noch Irrationalismus… Im Gegenteil, humanistische Ethiken setzen auf unabhängig-kritisches Denken und auf die Einsicht in Notwendigkeiten, die für ein gedeihliches Zusammenleben erforderlich sind. Dagegen ist in MWs Glaubensethik nicht von der Einsicht in die Notwendigkeit moralischer Regeln für ein gutes Zusammenleben die Rede, sondern einzig von blindem Autoritätsgehorsam…“ [➩ Buchbesprechung]
Markus Widenmeyer (Hrsg., 2019)
Das geplante Universum. Wie die Wissenschaft auf Schöpfung hindeutet
SCM Hänssler. 1. Auflage
156 Seiten. Preis: 9,99 €
ISBN-13: 978-3775159609
„Der Buchtitel ist… irreführend: Er deutet eine wissenschaftliche Betrachtung an, das Werk enthält aber das genaue Gegenteil. Es sind bloße Anwürfe an die Wissenschaft, die nicht in der Lage ist, die Ergebnisse zu liefern, die den religiösen Wunschvorstellungen Widenmeyers und seiner Kollegen entsprechen. Es sind keine neuen Probleme, an denen das Buch leidet. Seit jeher weisen kreationistische Werke unabhängig vom Autor… diese Schwächen auf und folgen derselben Argumentationskette. Mehr als die kurze Phrase ‚Gott war’s‘ gibt es aus kreationistischer Perspektive offenkundig nicht beizutragen.“ [➩ Buchbesprechung]
Alexander vom Stein (2017)
Creatio. Biblische Schöpfungslehre
Daniel. 3. Auflage
224 Seiten. Preis: 24,95 €
ISBN-13: 978-3935955409
„Die nicht gottgewollten, die Schöpfungsordnung verletzenden [Lebens-] Entwürfe werden… fein säuberlich mit Piktogrammen illustriert und dem Ideal der traditionellen Familie (Vater mit Aktentasche, Mutter mit Kleid und Zopf und vier Kinder) gegenübergestellt: u.a. Alleinerziehende, homosexuelle Paare mit Kindern, Doppelverdiener, Familien mit Hausmann, Wochenendfamilie, Kinderlose, schwule und lesbische Paare, Patchwork-Familien, freie Wohn- und Lebensgemeinschaften etc. Hier wird, wie an vielen anderen Stellen dieses vom Verlag als ‚wertvolles Werkzeug‘ bezeichneten Buches, ein archaisches Gottes- und Gesellschaftsbild vermittelt, das mit den Werten einer liberalen, demokratischen Gesellschaft unvereinbar ist.“ [➩ Buchbesprechung]
Markus Widenmeyer (2014)
Welt ohne Gott? Eine kritische Analyse des Naturalismus
SCM Hänssler. 1. Auflage
238 Seiten. Preis: 19,95 €
ISBN-13: 978-3775156196156
„Warum verhalten sich die Dinge gesetzmäßig? Woher kommt die „Ordnung“ in der Natur? Woher stammen Bewusstsein und Geist? Was hat es mit der niedrigen Entropie und der Feinabstimmung der Naturkonstanten im Kosmos auf sich? Gibt es eine autonome Willensfreiheit? Woher kommt die Moral? In seinem Buch setzt sich der evangelikale Christ Markus Widenmeyer mit solchen Fragen auseinander. Er behauptet, der wissenschaftliche Naturalismus sei prinzipiell unzureichend um sie zu beantworten. Die einzig rationale Antwort biete Gott. In dem Buch bündeln sich die Argumente religiös motivierter Naturalismuskritik; wir besprechen sie daher in 10 Teilen.“ [➩ Zur Besprechungsreihe]
Reinhard Junker & Siegfried Scherer (Hrsg., 2013)
Evolution. Ein kritisches Lehrbuch
Weyel. 7. vollständig überarbeitete Auflage
368 Seiten. Preis: 26,90 €
ISBN-13: 978-3921046104
„Im Vergleich mit vorangegangenen Auflagen machen sich … deutliche Rückzugsgefechte bemerkbar. Beispielsweise wird in der 6. Auflage die Evolution der eukaryotischen Zelle, wie sie die Endosymbiontentheorie beschreibt, noch als eine sehr unwahrscheinliche, ‚konzertierte Aktion‘ bezeichnet; das System erscheine ‚irreduzibel komplex‘ und wirke ‚als Design-Signal‘ (Seite 185 der 6. Auflage). In der aktuellen Auflage muss dagegen eingeräumt werden, dass die Datenlage ‚eine schrittweise Entwicklung zu Endosymbionten zunehmend plausibel‘ mache (Seite 199). Von ‚Design-Signalen‘ und ’nicht reduzierbarer Komplexität‘ ist hier nicht mehr die Rede.“ [➩ Buchbesprechung]
❍ Bücher zur Biophilosophie
Martin Mahner (2018)
Naturalismus. Die Metaphysik der Wissenschaft
Alibri. 1. Auflage
246 Seiten. Preis: 18,- €
ISBN-13: 978-3865692238
„Mahner entfaltet den metaphysischen Naturalismus systematisch und legt stichhaltig dar, warum er eine notwendige Vorbedingung für wissenschaftliches Arbeiten darstellt. Er kontert Einwände gegen diese These und diskutiert, warum es unter Voraussetzung des Supranaturalismus keine Evidenz gibt. Und er lässt keinen Zweifel daran bestehen, dass jeder Versuch, Wissenschaft und Religion zu harmonisieren, auf einen faulen Kompromiss hinausläuft. Das wird die Religiösen nicht freuen – was nicht heißt, dass die liberaleren ihrer Zunft… nicht sauber Wissenschaft betreiben können. Auf der metaphysischen Ebene jedoch knirscht es; religiöses und wissenschaftliches Denken gehen nicht Hand in Hand.“ [➩ Buchbesprechung]
Mario Bunge und Martin Mahner (2004)
Über die Natur der Dinge. Materialismus und Wissenschaft
S. Hirzel. 1. Auflage
288 Seiten. Preis: 31,- €
ISBN-13: 978-3777613215
„Insgesamt lässt sich festhalten, daß es den Autoren vortrefflich gelungen ist, zu begründen, warum sich Wissenschaftler ganz als Materialisten verhalten und weshalb eine idealistische Ontologie nicht als Bestandteil wissenschaftsorientierter Weltbilder infragekommen kann. Obwohl es für den Leser nicht immer einfach ist, sich die exakte ontologische Begrifflichkeit der Autoren anzueignen, besticht das Buch durch die systematische und kohärente Darlegung aller für das Verständnis der Ontologie benötigten Grundbegriffe (wie z.B. Ding, Eigenschaft, Gesetz, Zustand, Ereignis, Prozess, Realität, System, Emergenz, Sachverhalt, Phänomen usw.) und deren logische Beziehungen sowie die Postulate und Folgerungen ihres emergentistischen Materialismus, der meines Wissens in dieser Tiefe und Klarheit bislang noch nicht behandelt wurde.“ [➩ Buchbesprechung]
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